Mal ein paar Worte von mir:

Ich denke, dass der Fehler nicht nur bei anderen zu suchen ist.

Bessere Angebote gab es immer und wird es immer geben. Boozer entstand nur deshalb, weil mein damaliger Stammchat (Kilahu.de) selbst Serverprobleme hatte. Eigentlich war es dort „besser“, objektiv betrachtet aber nur wegen der Anzahl der Mitglieder.
Für alle anderen, die gerne gechattet haben, war zu der Zeit entweder knuddels.de, die Chats von Lycos oder Yahoo, sowie das beliebte IRC eigentlich die besserer Alternative. Wer ein Profil haben wollte, bei denen er viele Freiheiten hatte, bevorzugte MySpace.
Boozer wuchs mehr an Funktionen, weniger an Benutzern. Es hatte eben Spaß gemacht, selbst etwas zu entwickeln und die Ergebnisse direkt mit anderen zu teilen. Es war nie als kommerzielles Projekt gedacht - jeder CEO hätte es schon längst eingestampft.
Es war eine Herausforderung Dinge nachzubauen, die in anderen Communitys Spaß gemacht haben. Anscheinend sind aber nicht die Funktionen und Möglichkeiten wichtig, sondern die Anzahl an Mitgliedern. Dementsprechend schnell wuchsen die Zahlen der VZ-Netzwerke. Ich war selbst von Anfang an im studiVZ vor 4 (?) Jahren dabei, hatte nach allen Namen gesucht dir mir einfielen und kam auf eine Hand voll Treffer – jetzt finde ich jeden – teilweise sogar doppelt bzw. in mehreren VZs vertreten. Aber auch hier scheint das Interesse zu schwinden – im Moment hat Facebook die Nase vorn und wächst stetiger, während in den VZs immer mehr Leute sich löschen lassen (Tatsache! Also nicht nur bei Boozer…) – denn das Pflegen von mehr als einem Profil im Netz war schon immer eine harte Arbeit, selbst für Schüler oder Arbeitslose. Meinen Account im VZ pflege ich auch nicht mehr: Er existiert nur noch, um zu existieren (hätte Sartre nicht besser sagen können). Ähnlich handeln andere – auch bei Boozer – oder haben es schlicht vergessen (was erklärt, warum viele direkt einen Löschantrag stellen, nach dem sie eine Mail von Boozer wg. Erinnerung etc. bekommen).

Aber so weit wollte ich gar nicht ausholen, auch wenn mich bis hier hin einige bestätigen können. Ich denke, dass der Fehler eben nicht nur bei anderen zu suchen ist, sondern ich auch hier Fehler gemacht habe.

Die Generation der Stammchatter von vor 6 Jahren ist nun aus der Schule, ist am Arbeiten und hat deutlich weniger Zeit pro Tag für das Internet zum Spaß zur Verfügung. Zum Glück sage ich, auch wenn Boozer darunter eben leidet, weil keine nachfolgende Generation gefunden wurde. Sie war kurz da, aber die „kleinen“ wurden irgendwie leider auch vergrault und hätten mehr gefördert werden sollen. Man konnte mit /alter das Durchschnittsalter wachsen sehen.

Es gab eine Zeit, da waren über 100 Leute gleichzeitig online, und mehr als die Hälfte gleichzeitig im Chat. Das System war langsam! Zeit und Geld um den Chat und alles darum herum zu verbessern war als Schüler oder später als Student einfach nicht vorhanden. So wurde nach Lösungen zum Einschränken von Features gesucht, um so Ressourcen zu sparen: Minuten wurden abgeschafft, da anscheinend viele einfach nur im Chat geidlet hatten anstatt wirklich etwas zu schreiben. Räume wurden auf 30 Personen beschränkt, damit sich die Leute mehr verteilen. Profilbilder mussten erst akzeptiert werden. Alles erst einmal logisch, im Nachhinein hat es User vergrault würde ich sagen. Hätte ich es aber nicht gemacht, wäre das System regelmäßig zu Spitzenzeiten (abends zwischen 18 und 21 Uhr) abgestürzt – wäre das besser gewesen?
Es folgten verschiedene Tests von diversen Raumaufteilungen (nach Städten z.B., widerlich!) und auch der Versuch einer verstärkten Community ohne Chat, in dem die Startseite mit Funktionen und Informationen verstärkt wurde (NewsLog).
Verschiedene Einschränkungen bei der Eingabe von Texten, Deaktivieren von Features, diverse Umstellungen von Statussystemen, etc. machten einige Benutzer dann auch nicht mehr mit.

Ein Fehler war es vielleicht auch, nie wirklich groß für Boozer werben gekonnt zu haben. Weder hatte ich die finanziellen Möglichkeiten für Werbung, noch hatte ich die passenden sozialen Kontakte im Netz um in anderen Plattformen (Foren, Radios, etc.) empfohlen werden zu können, teilweise verständlich wenn man als Konkurrenz empfunden wird. Kooperation mit anderen Seiten ist viel schwerer als man denkt, vor allem wenn man doch die gleiche Zielgruppe hat und weiß, dass sich letztendlich ein Benutzer für eins der beiden Systeme entscheiden wird. Einzig Mund-zu-Mund-Propaganda hat zum „Erfolg“ geführt, wenn auch „nur“ in Emmerich. Der Umbau zu einer reinen Plattform für den Bereich Emmerich lag da sehr Nahe, wurde von mir später zwar überlegt, aber nie wirklich umgesetzt, da so was nie mein Ziel war (eigentlich war mein Ziel sogar ursprünglich eine Community für Bochum zu schaffen, daher fing ich im Englischen Wörterbuch auch bei „Bo“ an zu suchen). Der Versuch mit RheinChat.de eine Anlaufstelle für die Rheinischen Regionen zu schaffen, kam viel zu spät, BorsigChat.de für die Umgebung meines Wohnortes in Dortmund war nur ein verzweifelter Hilfeschrei.
Gestartet hat alles mit boozer.de.vu, später bekam ich boozerchat.de geschenkt, aber nur für zwei Jahre, konnte die Domain leider nicht übernehmen und es heißt seitdem boozer-chat.de … mit wechselnden Domains erreicht man bei Google nie ein gutes Ranking.

Nicht erst, als die Zahl der regelmäßigen Chatter gravierend klein wurde, wurden viele Einschränkungen wieder aufgehoben und die Minuten wieder eingeführt. Es half nichts mehr. Eine Verzweiflungstat war da der Zwang einen Benutzer nach dem Login direkt in den Chat zu führen.

Ich suche gar nicht mehr nach Möglichkeiten zur Verbesserung. Klar könnte man technisch viel umsetzen, doch wem würde das nutzen? Die Technik hinter dem Chat würde ich heutzutage ganz anders lösen, aber für maximal 5 Leute im Chat lohnt der Aufwand nicht – sprecht mich noch mal darauf an, wenn wir wieder bei 50 sind! ;)

Vorschläge zur „Rettung“ in allen Ehren, aber wenn nicht JEDER ein paar Leute hierhin bringen kann und sich mit denen dann auch hier beschäftigt, wird es auch nichts. Ist ja nicht so, als würde es keine Neuanmeldungen geben, die gibt es. Doch was passiert wenn diese den Chat betreten? Gähnende Leere – ein Teufelskreis beginnt: Keiner da – dann bleibe ich auch nicht – keiner da. Kommt mir vom Anfang von Boozer sehr bekannt vor. Da hatte ich aber noch genug Zeit um einfach drin zu bleiben und Leute anzusprechen, mit der Zeit blieben immer mehr, Gespräche entstanden. Je mehr da waren, desto einfacher lief es. Heute, mit Beruf und Verpflichtungen, ist das alles nicht mehr so möglich, kann froh sein, wenn ich zwischendurch mal auf die Seite kommen kann oder per Handy in den Chat schauen kann.

In knapp 3 Monaten wird Boozer 9 Jahre alt. Neun! Fast schon zu schade, nicht noch die 10 voll zu machen. Ist ja nicht so, als hätte ich schon überlegt, die Seite zu schließen. Würde sich auch mein Konto etwas freuen. Trotzdem eine harte Entscheidung, ist doch so etwas wie „mein Baby“. Klar gab es Zeiten, wo ich mich sehr freute, wenn Leute staunten und meinten „Dir gehört Boozer?“. Klar machte es mich stolz; tut mir leid, wenn es bei manchen den Eindruck vermittelte, dass ich eingebildet sei.

Dachte auch schon über eine andere Lösung nach: Mit meinem aktuellen Server-Betreiber könnte ich sogar eine günstige Möglichkeit wählen, mit der ich deutlich weniger bezahlen müsste, aber eine große Einschränkung hinnehmen müsste: Community, Foren und Userpages mit Gästebüchern, Fotoalben etc. würden weiter funktionieren, nur der Chat würde dann nicht mehr gehen – was doof ist, denn gerade das unterscheidet sich noch von vielen anderen Communitys und sozialen Netzwerken – und alle aktuellen Domains (*chat.de) wären nur noch eine Mogelpackung.

Zum Schluss. um auf den Punkt zu kommen und es einfach nur zuzugeben: Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie es „hiermit“ weiter gehen soll. Wenn ich es jetzt beende, hätte ich es auch schon vor einem Jahr machen können. Andererseits lese ich diesen Satz hier vielleicht in einem Jahr und denke „hättest du mal gemacht du ID10T“.

Es gab Höhen und Tiefen, tolle Erlebnisse und schlimme Dinge … aber alles in Allem hat es sich doch gelohnt und ich blicke gerne zurück. Auch deshalb habe ich noch den Mut das System laufen zu lassen, um die Erinnerung zu behalten – denn wie schon gesagt wurde: Ich habe hier nicht nur eine Menge Zeit an Arbeit reingesteckt, sondern auch selbst viel Chatzeit verbracht.