Montag, 12. Dezember 2005
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SAVE TOOKIE !!!
Fall "Tookie" Williams:
Letzte Hoffnung Schwarzenegger
(Die Presse) 13.12.2005
Gouverneur wollte in letzter Minute über Exekution entscheiden.
LOS ANGELES. (ag). Das Schicksal des US-Todeskandidat Stanley "Tookie" Williams liegt ganz allein in seinen Händen: Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger ließ sich bis zur letzten Sekunde Zeit, um über Leben und Tod von Williams zu entscheiden. Er sitzt seit 24 Jahren in der Todeszelle im St. Quentin-Gefängnis nördlich von San Francisco.
Das Oberste Gericht Kaliforniens lehnte einen Exekutionsaufschub für den verurteilten vierfachen Mörder und Kinderbuchautor ab. Schwarzenegger, der in der Vergangenheit bei Gnadengesuchen keine Milde walten ließ, vertagte seine Entscheidung vorerst. Sollte er heute, Dienstag Früh, die Todesstrafe nicht in eine lebenslange Haft umwandeln, wird Williams ein tödlicher Gift-Cocktail injiziert. Es wäre die 1001. Exekution seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA vor fast 30 Jahren.
Williams' Anwälte argumentieren, das Todesurteil von 1981 sei nicht rechtmäßig, da ihn frühere Komplizen fälschlicherweise belastet hätten. Der Todeskandidat gilt als Paradebeispiel eines bekehrten Häftlings, der von seiner Zelle aus in Büchern gegen Gewalt unter Ghetto-Kindern eintritt.
ChuckTaylor um 19:44:00
| Kategorie: Blogs | Sichtbar: Öffentlich
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5 Kommentare
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Der gute Gangster
Von Maria Pia Mascaro
Er raubte, erpresste, terrorisierte Los Angeles. Jetzt sitzt er in der Todeszelle und will die Jugend läutern. Ein Gespräch mit Stanley Williams, Kandidat für den Friedensnobelpreis
Stanley "Tookie" Williams, 47, entspricht nicht gerade dem Idealbild eines Anwärters für den Friedensnobelpreis. Er gründete 1971 die berüchtigte Crips-Gang in Los Angeles, wurde 1981 wegen vierfachen Mordes zum Tode verurteilt und sitzt seither im Gefängnis von St. Quentin. Ein Schweizer hat ihm jetzt zu internationaler Berühmtheit verholfen: Nach dem Wunsch des sozialdemokratischen Abgeordneten Mario Fehr soll der Todeskandidat vom Nobelpreiskomitee in Oslo als Friedenstifter des Jahres ausgezeichnet werden. Der 43-jährige Zürcher Nationalrat ist von Stanley Williams’ Büchern gegen die Gewalt stark beeindruckt. Ein schlechter Scherz?
Keineswegs. "Tookie" Williams hat nicht nur selbst der Gewalt abgeschworen, sondern mit seinen engagierten Büchern gegen Strassenkriege und Drogenmissbrauch Hunderttausende Jugendliche beeinflusst. Für Fehr ist Williams deshalb das beste Beispiel, "dass ein Mensch trotz begangener schwerer Fehler seinem Leben eine andere Richtung geben kann". Nur die Anstaltsleitung von St. Quentin scheint von seiner Läuterung keineswegs beeindruckt. Williams wird von der Aussenwelt isoliert. Es dauert ganze vier Monate, bis wir ein Gespräch mit dem Nobelpreiskandidaten bewilligt bekommen.
St. Quentin, eines der ältesten Gefängnisse des Landes, liegt im teuersten Gebiet der San Francisco Bay mit Sicht auf die Golden Gate Bridge. Im Besuchsraum, der nicht wie bei den modernen Sprechzimmern durch eine dicke Glasscheibe geteilt ist, stehen drei imposante Automaten für Getränke und tiefgekühlte Mahlzeiten. Wir wählen Pouletflügel. "Tookies Lieblingsessen", sagt meine Begleiterin Barbara Becnel, die Williams’ Bücher mitverfasst hat.
Williams kommt zehn Minuten später als im Zeitplan vorgesehen und entschuldigt sich sogleich dafür, dass er während unserer Unterhaltung sein Essen verspeisen werde. "Sie werden das für Junk-Food halten, für mich ist das wie ein Menü im ‹Ritz›." Wir sprechen von den Strassen in South Central, einem Stadtteil von Los Angeles, der damals so bekannt war wie die New Yorker West Side. Von seiner Anpassung an das Leben auf der Strasse als Siebenjähriger, als die Kinder sich zu rivalisierenden Banden zusammenschlossen, von den Zuhältern, den Dealern, den Süchtigen, der Unterwelt. Und vor allem von den Buchmachern, "für die ich Jobs erledigte, Besorgungen machte, Kunden anwarb".
Die Banden wurden immer grösser und besser organisiert. 1971 gründet Williams mit Raymond Lee Washington einen Clan, um ihr Viertel vor den schon überall gegenwärtigen Gangs zu schützen. Stan und Raymond sind beide siebzehn Jahre alt. Sie verlieren bald die Kontrolle, greifen selbst zur Gewalt: "Wir sind zu jenen Monstern geworden, die wir eigentlich bekämpfen wollten." Den Attacken mit der blossen Faust folgten bald Kämpfe mit dem Messer, Mann gegen Mann, dann die Abrechnungen mit Feuerwaffen. Ganz zu schweigen von Diebstählen und Drogenhandel. Williams’ Crips-Bande terrorisiert ganz Los Angeles.
Todesurteil für vierfachen Mord
1979 wird Raymond erschossen, kurz darauf Stan wegen vierfachen Mordes verhaftet. Bis heute behauptet er, unschuldig zu sein: "Ich habe immer dazu gestanden, was ich innerhalb der Gang getan habe, aber das nicht. Ich habe diese Morde nicht begangen." Die Geschworenen glauben ihm nicht und verurteilen ihn zum Tod.
Seither schreibt Stanley Williams einen Rekurs nach dem andern, damit seine Akte nochmals geöffnet wird. Zeugenaussagen seien unter Zwang gemacht worden, er sei vor Gericht schlecht vertreten und von einer ausschliesslich weissen Jury beurteilt worden. Sein letzter Rekurs liegt beim Bundesgericht in San Francisco. Seine Behandlung könnte noch eineinhalb Jahre dauern.
Von 1987 bis 1993 lebt Williams im so genannten "Loch", einer Isolationszelle für zum Tode Verurteilte, die gegen die Gefängnisregeln verstossen haben. Dort habe seine Umkehr begonnen: "Ich spürte, dass ich mich ändern musste. Glauben Sie nur nicht, dass das innerhalb eines Tages geschehen ist. Ich habe jahrelang an mir selber gearbeitet. Mir wurde klar, dass ich nur eines tun konnte: benachteiligten Kindern zu helfen, ihnen meinen Leidensweg zu ersparen - die Strasse, die Gangs, die Gewalt."
Williams trifft Barbara Becnel, Spezialistin für Sozialpolitik, ehemalige Journalistin und heute Direktorin eines Gemeinschaftszentrums in Richmond, einem durch Gewalt und Armut gezeichneten Aussenquartier von San Francisco. Sie arbeitete damals an einer Geschichte der Gangs in Los Angeles, und ihre Recherchen führten sie zu "Tookie", dem letzten noch lebenden Gründer der Crips. Es ist der Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit, die bis heute andauert.
Williams liefert ihr seine Version der Geschichte der Gangs in L.A., sie erklärt sich bereit, ihn bei seinem Gewaltpräventionsprojekt zu unterstützen. Er beginnt Bücher zu schreiben für die Jungen; er diktiert sie Barbara am Telefon, die mehr als ein Jahr nach einem Verleger sucht: "Es war hart", erinnert sich Williams, "denn was die Verleger von einem zum Tode Verurteilten erwarten, sind Schmutz, Blut, Flüche."
Schreiben gegen den Mythos
1996 erscheinen acht kleine Werke unter dem Sammeltitel "Tookie verurteilt die Gewalt innerhalb der Gangs", für Kinder von fünf bis elf Jahren. Sie werden in den Schulen, Jugendzentren, Quartiervereinen verteilt und sind ein voller Erfolg. Williams warnt darin seine jungen Leser in einfacher und direkter Sprache vor der Gewalt, den Drogen, dem leicht verdienten Geld und den Gangs. Zwei Jahre später wagt er sich an seine Autobiografie, auch dieses Mal für jugendliche Leser. In "Leben im Gefängnis" schreibt er gegen den in Armutsvierteln verbreiteten Mythos vom Gefängnis als "Gladiatorenschule" an.
Williams ruft seine Leser auf, aktiv zu werden, schlägt ihnen Rollenspiele vor: zum Beispiel sich zehn Stunden lang alleine im Badezimmer einzuschliessen, nur mit einem Radio, einer Decke, einem Buch oder einer Illustrierten und zwei Sandwiches: "Stellt euch nach diesen zehn Stunden vor, dass ich ungefähr 150 000 Stunden in einer Zelle verbracht habe, die weniger sauber und komfortabel war als euer Badezimmer."
Auf die Bücher folgt das Projekt "Internet für den Frieden auf der Strasse". Williams, der ausser am Fernsehen noch nie einen Computer gesehen hat, ist fasziniert vom Internet. Barbara Becnel eröffnet die Site www.tookie.com. Auch hier stellt sich der Erfolg sofort ein. Tausende von Jugendlichen aus aller Welt schreiben Williams: "Erst durch die Mails aus Deutschland, Australien, Neuseeland und Südafrika haben wir herausgefunden, dass es überall auf der Welt Gangs gibt, die die Crips bis hin zu ihrem Slang nachahmen", sagt Becnel.
Durch das Internetprojekt wurde auch der Schweizer Mario Fehr auf Williams aufmerksam, und "die soziale Arbeit von Stan hat mir sofort gefallen". Fehr erklärt sich daraufhin bereit, Williams’ Kandidatur für den Friedensnobelpreis zu unterstützen, "um auf seine Präventionsarbeit aufmerksam zu machen. Ausserdem bin ich grundsätzlich gegen die Todesstrafe." Der Nationalrat macht keinen Hehl aus seinem Wunsch, dass seine Aktion in den Vereinigten Staaten die Debatte um die Todesstrafe beleben möge.
Williams’ Chancen auf den Nobelpreis, der am 12. Oktober vergeben wird, sind zweifellos nicht besonders gross. Aber die neue europäische Bewegung gegen die Todesstrafe als Reaktion auf die Wahl von George Bush ins Weisse Haus könnte für Überraschungen sorgen. Der Todeskandidat will über den Preis nicht weiter nachdenken. Ihn erstaunt schon seine Nomination. "Gesegnet sei Mario Fehr, ich hätte niemals gedacht, dass ein Gefangener als Anwärter für den Friedensnobelpreis nominiert werden könnte, geschweige denn ein zum Tode Verurteilter, der dazu auch noch schwarz ist."
Vom Rassismus ist viel die Rede während unserer Unterhaltung und unserer späteren Telefongespräche. "Wissen Sie, die Kinder schliessen sich nicht wegen der Faszination einer Gang an, sondern weil sie die einzige Möglichkeit sind. Für uns gibt es keine Rotary Clubs. Die Kinder verstehen nicht, dass sie sich selbst helfen müssen. Deshalb versuche ich, sie in die Geschichte der Afroamerikaner einzuführen, ich empfehle ihnen Bücher, die sie lesen sollen." Williams selbst las Wörterbücher, die Bibel, den Koran, lernte Hunderte von fremdsprachigen Ausdrücken auswendig. Er hat auch Swahili gelernt und beginnt nun, Spanisch zu lernen.
In seiner Zelle verbringt er mehrere Stunden täglich mit Schreiben. "Ich sitze auf meiner zur Kugel zusammengerollten Matratze, da ich keinen Stuhl habe, und als Tisch verwende ich mein Bettgestell. Ich kann nicht alle E-Mails beantworten, aber ich antworte auf bedeutungsvolle und auf Briefe. Wenn mir eine Klasse schreibt, antworte ich jedem Schüler und jeder Schülerin persönlich." Als er von den Kindern erzählt, die ihn besuchen kommen, fällt ihm das Reden sichtlich schwer. "Sie geben mir den Mut weiterzumachen, sie geben einem echtes Mitgefühl."
Williams erwartet die Antwort auf seinen Rekurs irgendwann zwischen jetzt und November nächsten Jahres. Er bezweifelt, dass seine Nomination für den Friedensnobelpreis das Urteil der Richter beeinflussen könnte. "Ihnen geht es nur um Verletzungen der konstitutionellen Rechte, der Rest..." Wir werden rücksichtslos unterbrochen. Es ist Zeit. Zwei Wärter legen Williams die Handschellen an, begleiten ihn aus der Zelle und bringen ihn den Gang hinunter zu einem kleinen Raum, wo er durchsucht wird. Erst wenn er als "sauber" deklariert wird, bekommen wir die Erlaubnis, das Gefängnis zu verlassen.
Stanley "Tookie" Williams: Life in Prison. Morrow Junior Books
ChuckTaylor am 12.12.2005 um 19:47:14
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wow hamma
also ich bin dagegen weil er kann sich ja geändert haben
naja kann man leider nix gegen tun
mb hdgggdl annika
Gelöschter Benutzter am 12.12.2005 um 20:48:46
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Satz mit X das war wohl nix
Hinrichtung voraussichtlich um 9.01 MEZ bzw. 0:01 Ortszeit.
dummen2001 am 13.12.2005 um 07:30:16
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jmein dummen, jetzt isser tod
carl-johnson am 13.12.2005 um 13:03:44
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da ich der meinung bin ,dass jeder ne zweite chance verdient find ich das urteil ungerecht , aber was soll man schon von nem actionschauspieler erwarten. rip
Gelöschter Benutzter am 14.12.2005 um 12:53:32
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